In Kürze – TL;DR
- Integration von Shopping in Social Media: Soziale Netzwerke haben sich von einfachen Plattformen für soziale Kommunikation zu umfassenden Einkaufsplattformen entwickelt.
- Entwicklung und Einfluss von Influencern: Influencer spielen eine zentrale Rolle im Social Shopping. Sie beeinflussen die Kaufentscheidungen der Nutzer erheblich, indem sie Produkte in ihren Posts und Storys bewerben.
- Veränderungen und Herausforderungen im E-Commerce: Der E-Commerce-Markt, insbesondere durch Plattformen wie Amazon, Otto und Zalando, nutzt soziale Medien aktiv für Marketing und erreicht damit eine breitere und jüngere Zielgruppe. Gleichzeitig müssen sich Konsumenten vor Betrugsfällen schützen.
In der heutigen digitalen Ära sind soziale Medien mehr als nur Plattformen für den Austausch von Fotos und Nachrichten; sie sind zu einem integralen Bestandteil unseres Alltags geworden. Dies zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des Online-Shoppings über Social Media. Viele Nutzerinnen und Nutzer, die täglich soziale Netzwerke wie Instagram, Facebook und Co. für Inspiration, soziale Interaktion und der Ausschau nach dem neuesten Trend nutzen, begegnen immer öfter dort auch Shoppingangebote, die sich nahtlos in den Content einbetten. Oft ohne, dass man es überhaupt aktiv wahrnimmt.
Social Media Apps werden somit zu Plattformen, die übergreifend alles bieten, ohne dass man diese überhaupt verlassen muss. Ein Klick auf das Angebot für eine Tasche, beworben zwischen der lustigen Katze und dem neusten Strandvideo eines bekannten Travel Bloggers, ohne dass man aus seiner eigentlichen Interaktion herausgerissen wird. Dem scrollen.
Schnell. Einfach. Sinnvoll?
Die Evolution der Social-Media-Plattformen
In den 1990er Jahren beginnen Amazon und eBay ihren Auftakt, indem sie ihre E-Commerce-Plattformen erstmalig bereitstellten, damit dort Bücher oder auch Hannas altes Barbiehaus verkauft werden kann.
Erst viel später, 2004 tritt dann Facebook an den Start, mit der Intention Studenten und Studentinnen durch Ihre Jahrbuchfotos online zu vernetzen. Bilder und dazugehörige Kommentare waren der Fokus. Ein recht erstrebenswerter Weg, wie wohl auch Instagram fand, die mit derselben Strategie 2010 an den Markt gingen. Bis 2021 hatten letztendlich 4,48 Milliarden Menschen einen weltweiten Zugang zu Social Media, was enorme Möglichkeiten bot. Eine Chance, die vor allem genutzt wurde, da Social-Media-Plattformen, anders als reine E-Commerce, kein aktives Einkommen hatten, um sich weiter zu finanzieren. Werbung wurde somit geschaltet und damit der Grundstein gelegt, der Social Shopping ermöglichte.
Influencer als entscheidende Treiber
Es war eine Frage der Zeit, bis Influencer sich zu Werbetreibende entwickeln mussten. Für Influencer und Marken war es eine Win-win-Situation. Influencer benötigen Geld, für qualitativ wie hochwertigen Content, um sich so gegen die Vielzahl an Konkurrenz durchsetzen zu können und Firmen benötigen Reichweite, um ihre neusten Produkte an den Mann zu bringen. Eine Reichweite, die Influencer bieten können. Denn neben den vielen Zuschauern haben Influencer auch das, was ihnen ihren Namen verleiht – Einfluss.
Influencer revolutionieren die herkömmlichen Schritte, die Kunden normalerweise vor einem Kauf durchlaufen. In nur einem Social Post von einer bekannten Beauty Bloggerin, kann der komplette Marketing-Weg von „Aufmerksamkeit erregen“ über „Interesse und Bedürfnisse für das Produkt wecken“ bis hin zu „Jetzt kaufen“ abwickeln. Ein Weg, der im normalen Marketing viel Geld und noch mehr Zeit in Anspruch nimmt. Grund: Influencer haben das geschafft, woran Firmen bei jeder neuen Werbekampagne arbeiten müssen: Eine persönliche Vertrauensbasis zu Ihrer Zielgruppe aufbauen.
Instagram erkannte diese Entwicklung schon 2016 und führte daraufhin den „Shoppable Posts“ ein. Eine direkte „In-App“ Kaufmöglichkeit.
Wie funktioniert Shoppen über Social Media?
Neben aktiven immer neuen Werbegesichtern, den Nutzer ihr Vertrauen schenken, gibt es auf Social Media einen weiteren massiven Vorteil. Die Einfachheit. Der Kaufprozess ist stark visuell und interaktiv aufbereitet. Eine Studie von IAB fand heraus, dass 72 % der Instagram-Nutzer Entscheidungen zum Kauf von Produkten aufgrund von Inhalten treffen, welche sie zuvor auf der Plattform sahen (IAB, 2020). Der Clou: Werbung, Vergleich mit Alternativen Produkten und Kundenfeedback passiert alles unter einem Poast. Die Kommentarsektion wird zum Marktplatz. Und ab hier ist es nur noch ein weiterer Klick bis zu kauf.
Der Einfluss der Corona-Krise auf das Social Shopping
Der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Corona-Krise. Lockdowns und die Notwendigkeit des Social Distancing führten zu einem signifikanten Anstieg des Online-Handels, was sich auch in einer Veränderung der Verbraucherpräferenzen und -gewohnheiten niederschlug. Folglich wurde jeder zehnte Deutsche während der Pandemie zum Social Shopper.
Dieser Trend scheint auch nach der Pandemie anzuhalten, wobei sich die Verbraucher zunehmend an Werten wie Nachhaltigkeit und Gemeinschaft orientieren. Think with Google berichtet, dass Verbraucher offen für neue Angebote sind und dabei nicht nur auf den Preis achten. Die Pandemie hat dazu geführt, dass das Internet zunehmend als Ort für Inspiration und persönliche Belohnungen genutzt wird. Besonders die Generation der Silver Surfer (über 55 Jahre) hat ihr Online-Nutzungsverhalten drastisch verändert.
Diese Aussage unterstütze auch McKinsey & Company mit Ihrer Forschung, State of Grocery welche feststellte, dass etwa 58 % der Verbraucher ihre Lebensmitteleinkäufe stärker an ihren Lifestyle anpassen wollen, wobei Gesundheit, regionale Herkunft und Nachhaltigkeit von Produkten im Vordergrund stehen.
Die Social Shopping Plattformen im Fokus: Wer shoppt wo?
Ob es um Mode, Beauty, Unterhaltungselektronik oder Lifestyle-Produkte geht, jede Plattform hat ihre eigene Stärke und zieht unterschiedliche Nutzergruppen an. Wir erkunden, wer wo shoppt und wie diese Plattformen das Einkaufserlebnis revolutionieren.
TikTok
Das Influencer-Marketing ist besonders effektiv auf dieser Plattform. Das Werben wird von dem Swipe-Up-Shopping-Link in den Kurzvideos gepusht, um die User direkt zu ihren Produkten zu führen.
Zielgruppe: Vor allem von der jüngeren Generation genutzt, was es zu einem idealen Ort für Produkte macht, die sich um Mode, Beauty oder Unterhaltungselektronik drehen.
Diese Plattform funktioniert als visuelle Suchmaschine und inspiriert Nutzer zum Kauf von Produkten, besonders im Lifestyle-Bereich. Marken können Produktkataloge erstellen, hochladen und bewerben. Durch den neuen Shopping-Tab in Unternehmensprofilen können Nutzer direkt zum Shop des Unternehmens gelangen.
Zielgruppe: Pinterest wird oft von Nutzern verwendet, die nach Inspiration für Lifestyle und DIY-Inhalten suchen.
Facebook hat sich zu einer wichtigen Plattform für Online-Shopping entwickelt, insbesondere durch seine Marketplace-Funktion, die es Nutzern ermöglicht, sowohl neue als auch gebrauchte Artikel zu kaufen und zu verkaufen. Unternehmen nutzen Facebook auch, um ihre Produkte zu bewerben und direkt über ihre Seiten zu verkaufen.
Zielgruppe: Zielgruppe dieser Plattform eignet sich wegen ihrer hohen Nutzerbandbreite auch im höheren Alter ideal für eine Vielzahl von Produkten, von persönlichen Gegenständen bis hin zu Haushaltswaren und Elektronik.
Vor allem beliebt für seine visuell ansprechenden Inhalte, ist Instagram weiterhin der Social Market Place International. Die Integration von Shopping-Features wie Produkt-Tags in Posts und Storys sowie ein dedizierter Shopping-Bereich machen es Nutzern und Firmen leicht, Produkte direkt auf der Plattform zu publizieren, zu entdecken und zu kaufen.
Zielgruppe: Instagram wird wie TikTok ebenfalls von jüngeren Menschen verwendet, allerdings ist hier die Kaufkraft vor allem weiblich, was sie ideal für Mode, Beauty und Lifestyle-Produkte macht.
Onlineshops in Gefahr: Wie verhalten sich die Händler?
E-Commerce-Riesen wie Otto und Zalando nutzen soziale Netzwerke intensiv für ihr Marketing. Otto setzt auf Plattformen wie Facebook und Pinterest sowie eine eigene App, um jüngere Zielgruppen zu erreichen, wobei Influencer eine Schlüsselrolle spielen. Auch Zalando fokussiert sich auf soziale Medien, insbesondere Facebook und Instagram, und arbeitet eng mit Influencern zusammen. Beide Unternehmen erleben ein Wachstum durch mobile Einkäufe mittels ihrer Apps. Amazon zeigt ebenfalls Interesse an sozialen Medien als Vertriebskanal. Insgesamt sind soziale Medien für den E-Commerce eine Chance, die eher genutzt als gefürchtet wird.
Aber auch kleineren Onlineshops wird geraten, sich mit den Social-Media-Plattformen auseinanderzusetzen und sich mit diesem zu verbinden.
Tipps für Verbraucher und Unternehmer
Der E-Commerce hat in Deutschland im Jahr 2021 einen beeindruckenden Umsatz von 86,7 Milliarden Euro erlangt. Dies entspricht einem Wachstum von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und signalisiert eine unübersehbare Veränderung im Kaufverhalten der Verbraucher. Doch mit diesem Boom kommen auch Herausforderungen: Eine davon ist der Anstieg von Betrugsfällen im Online-Handel.
Verbraucher sollten daher folgende Aspekte beachten, um sicher online agieren zu können.
- Zu gute Deals hinterfragen: Ungewöhnlich hohe Rabatte sollten stets skeptisch betrachtet werden.
- Angebote gründlich prüfen: Recherche über den Anbieter ist essenziell; fehlende Online-Präsenz oder unprofessionelles Webdesign können Warnsignale sein.
- Sichere Bezahlmethoden verwenden: Vorsicht bei Vorkasse; Nutzung von sicheren Zahlungsoptionen wie PayPal wird empfohlen.
- Nicht unter Druck setzen lassen: Manipulative Techniken wie Dringlichkeitsgefühle sollten ignoriert werden.
- Vorsicht bei Social-Media-Angeboten: Gerade jüngere Nutzer sollten besonders wachsam sein.
- Bei Verdacht handeln: Verdächtige Aktivitäten sollten umgehend den Behörden und betroffenen Plattformen gemeldet werden.
Fazit
Das Einkaufen über Social Media ist eine Entwicklung, die das Gesicht des modernen Handels verändert hat. Die anhaltende Entwicklung und Anpassung an Verbraucherbedürfnisse werden entscheidend sein für den Erfolg in dieser dynamischen Landschaft. Verbraucher selbst sollten jedoch Vorsicht bei Käufen walten lassen und wie bei allen Angeboten online Quellen und Anbieter prüfen. Wer einen Online-Scam entdeckt – oder befürchtet, selbst Opfer davon geworden zu sein – sollte dies so schnell wie möglich den zuständigen Behörden und den Plattformen selbst melden.